Risiken von ETFs – 10 Gründe, die gegen ein ETF-Investment sprechen

ETFs werden von Kreditinstituten, Anlegern und Wirtschaftsexperten oft als der heilige Gral unter den Anlageklassen dargestellt. Nicht selten wird von „der ultimativen Anlageklasse“ gesprochen, wenn wieder einmal über risikoarme Anlagemöglichkeiten diskutiert wird. Die Nachteile und Risiken von ETFs werden jedoch nur selten thematisiert. In vielen Fällen werden diese unerfahrenen Anlegern gegenüber gar nicht berücksichtigt. Um ein realistisches Bild von ETFs zu erhalten, solltest du die Risiken von ETFs unbedingt kennen. Aus diesem Grund habe ich für dich die größten und gravierendsten Nachteile und Risiken von ETFs etwas genauer unter die Lupe genommen. Mit diesem Wissen kannst du im Anschluss selbst entscheiden, ob diese Anlageklasse die richtige Wahl für dich ist.

1. Allgemeines Marktrisiko

ETFs verfügen über eine gewisse Diversifikation. Dennoch besteht auch hier immer ein allgemeines Marktrisiko. Wirtschaftlicher Wandel wie etwa politische Veränderungen, Naturkatastrophen oder die konjunkturelle Lage wirken sich durchaus auf die Indizes und folglich auch auf die darauf ausgelegten ETFs aus.

Für dich bedeutet das, dass deine börsengehandelten Fonds negativ beeinflusst werden können, wenn diverse Marktrisiken auf die bisher positive Marktentwicklung, Indizes oder große, für den Markt bedeutende Unternehmen einwirken.

2. Individuelles Marktrisiko

Doch nicht nur das allgemeine Marktrisiko kann ETFs negativ beeinflussen. Es gibt auch ganz spezielle Marktrisiken, die die nachhaltig Wertentwicklung prägen. Mit deiner ETF-Anlage hast du dich dazu entschlossen, in einen bestimmten Markt oder Index zu investieren. Treten nun individuelle und spezielle Veränderungen auf genau diesem Markt ein, kann das zu einer Neuentwicklung führen.

Ein individuelles Marktrisiko entsteht etwa durch einen Managementwechsel, geänderte Gesetze oder negative Entwicklungen eines bedeutenden Marktteilnehmers.

3. Wechselkursrisiken

Nicht jeder ETF ist in Euro notiert. Denke nur einmal an den beliebten ETF MSCI World, der in US-Dollar notiert ist. Hier musst du nicht nur die allgemeinen und individuellen Marktrisiken, sondern auch das Kursrisiko des US-Dollars berücksichtigen.

Angenommen, du verkaufst deinen ETF in einer Phase, in der der Kurs des US-Dollars schwächer ist, als beim Kauf. Dann wirken sich die Kursabschläge auch auf deine Rendite aus. Im Zusammenhang mit den Risiken für ETFs spielt dieses Szenario eine durchaus wichtige Rolle.

4. Liquiditätsengpässe

ETFs haben den großen Vorteil, dass sie dir den Handel von ansonsten schwer zugänglichen Anlageklassen erleichtern. So gibt es Fonds auf Gold und Immobilien sowie auch auf Kryptowährungen.

In den letzten Jahren hat sich der Markt stark verselbstständigt. Dies geschah, da die Fonds oft deutlich liquider sind, als die darin enthaltenen Wertpapiere. Selbst Experten sind sich nicht einig darüber, ob diese Entwicklung nun als positiv oder negativ betrachtet werden kann.

Viele argumentieren damit, dass Krisen auch bei illiquiden Anlagen durch den vermehrten Handel mit ETFs gedämpft würden. Andere wiederum sehen hier vermehrt Risiken von ETFs und vertreten die Meinung, dass es im Krisenfall zu noch stärkeren Ausschlägen kommen würde.

Letztendlich ist nicht gesagt, welche Auswirkungen der ETF-Handel auf den Markt im Krisenfall bedeutet. Wichtig für dich als Anleger ist jedoch, dass du bei illiquiden Anlagen immer vorsichtig sein solltest. Ein Kursrutsch könnte bereits genügen, um die Liquidität schwinden oder den Preis der ETFs vom eigentlichen Wert der enthaltenen Aktien abweichen zu lassen.

Durch eine „Sicherung“ im Börsenhandel werden diese Risiken von ETFs zwar verhindert,  jedoch führt dies zu einem Handelsverbot aufgrund zu großer Abweichungen. Und am Ende kann überhaupt nicht mehr gehandelt werden.

5. Blasenbildung

Wie du sicher weißt, gilt bei den großen Indizes der Grundsatz, dass nur die größten Titel in den Index gelangen und sich deren Gewichtung bei Kursanstieg erhöht. In Anleihe-Indizes heißt es hingegen, dass ein Land oder ein Unternehmen höher gewichtet wird, wenn es mehr ausstehende Anleihen als andere Marktteilnehmer hat.

Folglich verhalten sich die meisten ETFs ganz von allein prozyklisch. Es werden also Titel, Sektoren und Länder angelegt, die bereits in der Vergangenheit gut abgeschnitten haben.

Setzt du bei deinem ETF auf den MSCI World, investierst du mit 50 angelegten Euro zu 60 Prozent, also mit 30 Euro, in US-Aktien. Lediglich zehn Prozent deines Geldes – in diesem Fall 5 Euro – wandern in europäische Aktien. Auf Dauer fördern die ETFs, dass immer mehr Geld in nur wenige Titel investiert werden.

6. Marketingfallen

Es existieren nur fünf große Anbieter, die jedoch ganze 80 Prozent des ETF-Marktes in ihren Händen halten. Aus diesem Grund ist es vor allem für neue Anbieter schwer, eigene „Standardprodukte“ durchzusetzen, so dass sie häufig mit großartigen Innovationen werben.

Ein Beispiel sind die Hebel-ETFs. Sie bilden die Indexentwicklungen mit mehrfachem Hebel ab und versprechen so deutlich höhere Gewinne – bergen zugleich aber auch ein größeres Risiko, da die Wertentwicklung auf Tagesbasis gemessen wird. Ein weiteres Beispiel sind die sogenannten Smart-Beta-ETFs. Sie wählen die Indexwerte anhand individueller Kriterien aus und gewichten diese.

Fast täglich kommen zu diesen beiden beispielhaften, innovationsträchtigen ETFs neue hinzu. Meist verschwinden diese aber auch ebenso schnell wieder. Das erzeugt letztendlich die Risiken für ETFs, weshalb du dich im Zweifelsfall besser auf etablierte Fonds auf großen Indizes fokussieren solltest.

7. Verleih von Wertpapieren

Die meisten ETFs sind physisch replizierend, d.h. sie halten im Fondsvermögen die tatsächlich im Index enthaltenen Wertpapiere. ETF-Anleger sind hier dem Risiko ausgesetzt, dass sich die meisten Gesellschaften das Recht vorbehalten, die Wertpapiere, die sich im Besitz des Fonds befinden, zu verleihen.

Bei den Leihenden kann es sich beispielsweise um Spekulanten handeln, die darauf setzen, dass eine bestimmte Aktie abstürzt und sie diese leer verkaufen können. Um diese Aktien vom ETF leihen zu können, zahlen sie eine Gebühr an den Fonds. Für dich als Anleger führt das zunächst natürlich zu zusätzlichen Einnahmen.

Höhere Renditen bedeuten aber auch höhere Risiken. Die zu zahlende Leihgebühr ist letztendlich nichts weiter als eine Entschädigung für das entsprechende Risiko.

Wird der Ausleihende zahlungsunfähig, erhält der ETF die verliehenen Papiere nicht unbedingt zurück. Dieses Szenario wollen ETF-Anbieter möglichst vermeiden und verleihen Wertpapiere in der Regel nur gegen Sicherheiten. Dennoch gibt es hier keinen hundertprozentigen Schutz.

Du solltest dir darüber hinaus bewusst sein, dass du als Anleger das volle Risiko des Wertpapierleihgeschäfts trägst. Die Erträge aus diesen Geschäften erhältst du allerdings nur in Teilen. Normalerweise räumen sich die ETF-Anbieter das Recht ein, 50 Prozent der Erträge aus den risikoreichen Leihgeschäften einzubehalten. Ob diese Tatsache für dich zu den Risiken von ETFs zählt, bleibt nun natürlich dir überlassen.

8. Tracking Error

Die physisch replizierenden ETFs bringen ein weiteres Risiko mit sich. Das Ziel des Fonds ist es, den zugrundeliegenden Index möglichst genau abzubilden. Dennoch lassen sich bestimmte Abweichungen zwischen dem Index und den ETFs nicht vermeiden – und genau hier entstehen die Risiken.

Die Abweichungen können beispielsweise als Renditedifferenz durch die Verwaltungsgebühren des ETFs entstehen. Aber auch Zeitverzögerungen beim Ein- und Verkauf von Aktien, bereits ausbezahlte, aber noch nicht verrechnete Dividenden sowie Probleme aufgrund unterschiedlicher Zeitzonen können zu Abweichungen führen. Die Rede ist dann von einem Abweichungsrisiko, das auch Tracking Error genannt wird.

Letztendlich gilt also: umso höher der Tracking Error, desto stärker die Abweichung bei der Wertentwicklung zwischen dem ETF und dem zugrunde liegenden Index. Ist der Tracking Error besonders hoch, kann das für den Investor beachtliche Renditedifferenzen nach sich ziehen.

9. Kontrahentenrisiko

Neben den physisch replizierenden ETFs gibt es noch eine andere Art des synthetischen ETFs, bei der der Index möglichst exakt abgebildet werden soll. Die Rede ist von einem sogenannten Swap-ETF. Hier erfolgt die Indexnachbildung über ein Tauschgeschäft mit einem Finanzinstitut.

Bei einem solchen Swap-ETF kommt es zum sogenannten Kontrahentenrisiko. Der ETF ist  davon abhängig, dass der Swap-Partner seinen Verpflichtungen nachkommt. Rutscht die Bank in die Insolvenz, können die bestehenden Forderungen des ETFs nicht mehr erfüllt werden. Das Geld der Anleger ist somit nicht mehr vorhanden.

Der Swap ist zwar nicht Teil des Sondervermögens, dennoch sind die Auswirkungen des Kontrahentenrisikos begrenzt. Eine Begrenzung erfolgt durch die europäischen Vorschriften zur Regulierung von Investmentfonds. Diese besagen, dass der Wert des Swaps maximal zehn Prozent des gesamten Fondsvermögens ausmachen darf. Darüber hinaus betonen ETF-Anbieter zumeist, dass der tatsächliche Swap-Wert deutlich unter dieser Zehn-Prozent-Grenze liegt.

Um dem Kontrahentenrisiko entgegenzuwirken, verlangen viele ETF-Anbieter von den Swap-Partnern Sicherheiten, die deutlich über den Wert der Swaps hinausgehen. Da diese Besicherungspflicht allerdings nur selten in den Verkaufsprospekten verankert ist, solltest du dich als Anleger nicht vollständig darauf verlassen.

10. Überhöhte Gebühren

SWAP-ETFs bergen jedoch ein weiteres Risiko: Swaps werden nicht an den Börsen gehandelt. Die Gebühren resultieren an dieser Stelle aus Verhandlungen zwischen dem ETF-Anbieter und dem Tauschpartner und sind dem Anleger von Anfang an bekannt. Das Risiko von ETFs ist hier, dass die Gebühren in einigen Fällen nicht marktüblich sind.

Oft sind ETF-Anbieter Teil eines großen Bankkonzerns und schließen die Swap-Verträge folglich mit ihren Mutterhäusern ab. In diesen Fällen besteht die Gefahr, dass Anleger durch überhöhte Gebühren geschädigt werden. Um diesen Risiken entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass Investoren die Gebührensätze des Swaps mit den Gebühren anderer vergleichbarer ETFs abgleichen, um so das realistische Gebühren-Niveau zu kennen.

Fazit

Die Risiken, die sich beim Investieren in ETFs auftun, sind gar nicht mal so unerheblich. Im schlimmsten Fall kannst du in kürzester Zeit große Verluste einfahren. Viele der Risiken, die ich dir in diesem Beitrag aufgezeigt habe, werden durch Maßnahmen der ETF-Anbieter allerdings stark vermindert. Dennoch solltest du dir beim Investieren immer im Klaren sein, dass Risiken existieren – egal wie sicher eine Anlageform auf den ersten Blick zu sein scheint.

Persönlich halte ich dennoch sehr viel von ETFs und investiere selbst regelmäßig. Angesichts der aufgelisteten Nachteile fragst du dich vielleicht, warum ich das mache? Ganz einfach – Für mich sind börsengehandelte Fonds günstige und unkomplizierte Finanzprodukte, mit denen ich eine angemessene Marktrendite erzielen kann, ohne mich täglich mit den Aktienkursen beschäftigen zu müssen. Noch mehr Zeit spare ich mir, indem ich ETF-Sparpläne nutze, bei denen ich automatisch investiere. Das bedeutet für mich einen minimalen Zeitaufwand, durch den ich mich um andere Dinge, wie beispielsweise um diesen Blog kümmern kann.

Wie sieht es bei dir aus? Überwiegen für dich – genau wie für mich – die Vorteile eines ETF oder schrecken dich die Risiken eher ab? Erzähle mir in den Kommentaren, was du von börsengehandelten Fonds hältst und was dich dazu bewogen hat, in ETFs zu investieren – oder eben auch nicht.

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit einem Stern (*) markiert